Das Jahr 2015 wurde von den Vereinten Nationen als „Jahr des Bodens“ ausgerufen. Dies ist auch dringend notwendig, stellt der Boden doch ein Thema dar, welches – welch Wortwitz – von der Allgemeinheit „mit den Füßen getreten“ wird. Nach einer am 15.9.2015 veröffentlichten Analyse der UN ist Bodendegradation nach wie vor ein massives Problem. In der Bundesrepublik beispielsweise sei aktuell etwa ein Viertel der Ackerflächen von Erosion betroffen.
Was kannst du tun?
Viel! Bodenverschlechterung hört natürlich nicht im eigenen Garten auf, im Gegenteil. Durch „schlechte“ Düngung (z. B. Einsatz giftiger Chemikalien) kann es zu einem Massensterben der Bodenorganismen kommen, inklusive Asseln, Tausendfüßler und Regenwürmer. Das heimische Gartenpublikum ist hier nun gefordert Alternativen auszuprobieren. Schon Walter Buch schrieb 1986 in seinem Werk: „Der Regenwurm im Garten“: „Bei der überall zu beobachtenden Zerstörung unserer Umwelt, dem Verlust von wertvollem Land durch Zersiedlung durch Mißwirtschaft, fällt deshalb auch und gerade dem Kleingärtner die Aufgabe zu, wieder vermehrt den Humus im Garten aufzubauen und die Bodenfruchtbarkeit zu vermehren.“ (S. 68) Der Einsatz von Wurmhumus, also den Ausscheidungsstoffen von Regenwürmern, spielt hierbei eine große Rolle.
Was ist Wurmhumus?
Wurmhumus kann z. B. durch die Zucht von Regenwürmern (genauer: Mistwürmern) in Wurmkisten oder Wurmfarmen gewonnen oder aber von verschiedenen Firmen extern eingekauft werden. Hilfreiche Informationen vermittelt hier das ehrenamtliche Umweltschutzprojekt „Wurmpalast“.
Die Mistwürmer, gehalten in Kisten, Komposthaufen (nach unten gegen Wühlmäuse und Maulwürfe abgesichert) oder Außenfarmen erhalten z. B. Küchenmüll (Kaffee- und Teereste, Gemüseabfälle, Brotreste etc.) oder den Mist von Nutztieren (z. B. Pferde- oder Kaninchenmist). Diese Biostoffe werden innerhalb weniger Monate zu hochwertigem Wurmhumus verarbeitet. Je nach Ausgangssubstrat kann der Humus dann bis zu:
* 7 mal reicher an Phosphat
* 11 mal kalihaltiger
* 2 bis 3 mal reicher an austauschbarem Magnesium
* etwa 1,5 mal reicher an Calcium
… als die Außenerde sein. Auch ist der Humus deutlich Nähr- und Mineralstoffreicher als „klassische“ Komposterde. Während der Verdauung werden organische sowie mineralische Bestandteile vermischt, auch Mirkoorganismen werden aufgenommen. Sand und Nahrungsbrocken werden im Muskelmagen der Würmer zerrieben und final als nährstoffhaltiger Wurmkot ausgeworfen. Bei den züchtbaren Wurmarten „Eisenia foetida“ und „Dendrobena Veneta“ werden hierbei insbesondere die oberste Bodenschicht (20 cm) durchmischt und mit Sauerstoff angereichert. Der Oberboden ist bekannterweise gerade bei Gemüseanbau die relevante Nährstoffquelle.
Besonders wertvoll ist der Humus durch seine Vielzahl an Ton-Humus-Komplexen:
Diese haben eine hohe Wasser- bez. Nährstoffbindungskraft, welche beispielsweise verhindert, dass Nährstoffe durch starke Regenfälle in
das Grundwasser absickern. Die Nährstoff-Ionen werden zu gegebener Zeit von den Pflanzenwurzeln aufgenommen. Ton-Humus-Komplexe sind durch ihre hohe Haftbarkeit gleichzeitg ein Schutz gegen Bodenerosion.
Wissenschaftlich evaluiert wurde auch, dass die Ausscheidungen der Würmer eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Kleinstlebewesen enthalten. Einige der Mikro-Aktivlinge produzieren sogar Antibiotika-Stoffe, welche verschiedene Bakterien und Schadpilze angreifen.
Erforscht wurde, dass in den „Endstoffen“ der Würmer eine hohe Anzahl des Bakteriums „Pseudomonas fluorescens“ (hilfreich gegen verschiedene Pilzkrankheiten des Bodens) integriert ist. Auch die „Braunfäule“ (eine häufige Tomatenkrankheit) kann durch die Gabe des Humus sehr gut behandelt werden. Der Humus fördert somit optimale Lebensbedingungen von Pflanzen. In Wurmhumus gesetzte Keimlinge sind sehr robust und kaum anfällig gegen Krankheiten oder Schadinsekten.
Da der Humus hochgradig konzentriert ist, sollte Erde mit maximal 10 bis 20 Prozent Wurmhumus ergänzt werden, ein höherer Anteil kann zu einer Überdüngung führen.
Mehr über das Umweltprojekt erfährst du auf: www.wurmpalast.de
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